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Google Mobile Studien sollen aufklären, verraten aber nicht den wahren Hintergedanken des Konzerns.

76,5% Wachstum in Mobile Ads, 97% aller Smartphone-Besitzer nutzen das Internet, 92% benutzen Suchmaschinen mobil. Solche Fakten werden uns von Studien und Google um die Ohren geschmissen. Mobile ist das nächste große Ding! Ok, wenn es zumindest nach den Konzernen geht. Vertrauen funktioniert durch Studien, denn diese sind augenscheinlich objektiv und werden von unabhängigen Instituten erhoben. Doch wieso steckt Google und Mobile so sehr unter einer Decke?

Vom Chrome OS als Betriebssystem für mobile Minicomputer (vom Tablet bis Netbook) bis hin zu Android, diese Entwicklung ist (in Google-Zeitrechung) sehr alt. Schon früh in der Entstehung des Mobile Hypes hat Google es verstanden auch hier wieder als Plattform aufzutreten. Das Grundstück zu pachten auf dem alle Marktplätze entstehen und in denen wir unsere „digitalen Wohnungen“ bauen. Der Gedanke einer Plattform, welche Jeff Jarvis in „What Would Google Do?“ als einen Erfolgsfaktor des modernen Business 2.0 ausmacht. Statt Kontrollieren gibt Google Vertrauen, aber möchte dabei immer die Plattform sein auf der sich alles abspielt.

Google sieht in Mobile sehr viel Potential, aber viel mehr möchte es alle dazu animieren, mehr Mobile zu unternehmen. Allein die Sites ThinkWithGoogle und HowToGoMo von Google sind bezeichnend. Google investiert Millionen in die Konzeption, Erstellung, Planung und Aufbau von solchen Portalen, damit andere Unternehmen die Relevanz von Mobile begreifen. Mobile ist bald jeder, jeder wird mit dem Smartphone Informationen abrufen und es entsteht und floriert gerade ein neuer Markt. Ein für Google unschätzbar wertvoller Markt.

Es gibt einen herausragenden Aspekt bei Mobile, der nochmal das Web, Internet, unsere Wahrnehmung von Computern verändert. Das Smartphone ist etwas persönliches. Dein Personalausweis im Internet. Oscar Westlund erforschte unter anderem diesen personalisierten Aspekt in seiner Dissertation „Sensemaking of the Mobile Media (R)evolution„. Google könnte nichts mehr gelegen kommen, als Personen die technologisch genau identifizierbar sind. Selten geben wir unser Smartphone weiter und wir würden es niemals mit jemandem teilen.

Computer und Webbrowser hatten das Tracking immer vor die Herausforderung gestellt, dass bei löschen von Cookies, dem Wechsel des Browsers, aktivieren von Addons zum Blocken des Trackings oder beim Wechsel zwischen zwei Computern niemals die Person eindeutig verknüpft worden könnte. Mit Mobile entsteht eine ganz neue Ära für Google und das Erfassen von Personen für Werbezwecke.

Mit Universal Analytics bietet Google auch jedem anderen Individuum (Person oder Unternehmen) die Möglichkeit des geräteübergreifenden Trackings. Google macht was es am besten kann: es macht sich offen und angreifbar. Kein schlechter Schachzug vor dem Hintergrund, dass hier mit ungeheuer sensiblen Daten hantiert wird. Wie die ganze Geschichte ausgehen wird weiß ich nicht, aber zumindest bisher kommt der stärkste Widerstand aus Deutschland und dem hiesigen Datenschutz. So neurotisch in vielen Bereichen die „german Angst“ ist, so hilfreich kann sie auch sein.

Für Google steckt in Mobile das erste Mal in der Geschichte des Internets die Möglichkeit Personen zu erfassen, und zwar in einer ungeheuer hohen Auflösung. Nichts liegt mir aber ferner als ein Ketzer von dieser Praktik zu sein. Man muss dieser Entwicklung kritisch gegenüberstehen, man muss aufklären und verstehen was da passiert. Jedoch ist das verteufeln von den technologischen Möglichkeiten kontraproduktiv.

Wie könnte also in einer idealen Welt (und diese haben wir garantiert auch nicht bei Google) mit solchen Daten umgegangen werden:

  • Aufklärung und Transparenz über die erhobenen Daten und den Hintergrund der Verwendung dieser Daten
  • Bereitstellung von Daten in anonymisierter Form durch geregelte Prozesse zur Datenverarbeitung

Beides kann und muss auf staatlicher Ebene passieren. Aber dazu muss der Staat auch eine Kompetenz für die digitale Welt entwickeln, wovon wir aber meilenweit in Deutschland entfernt sind. Und generelle Verbote und Stigmatisierung helfen hier nicht weiter, sondern schotten uns von etwas ab, was wir lieber versuchen sollten zu verstehen.